Rezension
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Der Katzentisch

Katzentisch

Kann man der Schwere des Daseins einfach mal so entfliehen? Mit dem überaus fesselnden Abenteuerroman des bekannten Autors Michael Ondaatje („Der englische Patient“) könnte Ihnen das gelingen, denn er öffnet einem das Herz und lässt uns voller Verständnis und Sanftmut zurück.

Doch worum geht’s? Die drei Jungen Michael, Ramadhin und Cassius, die zu Beginn der 50er Jahre eine Seereise von Ceylon nach England antreten, werden durch die Erlebnisse auf dem Dampfschiff „Oronsay“ für immer geprägt. Am titelgebenden Katzentisch, an dem sich die Jungen zum Essen versammeln, lernen sie merkwürdige Reisegefährten kennen: den melancholischen Pianisten Max Mazappa, der sie mit seinem obszönen Songs fasziniert und zugleich verwirrt, oder die farblose, Bücher verschlingende Perinetta, deren Geheimnis erst am Ende der Buches, lange nach der Reise, gelüftet wird.

Faszinierende Figuren

Obwohl es strengstens verboten ist, verschaffen sich die Jungen auf dem Luxusdampfer Zugang zur dekadenten Gesellschaft aus der ersten Klasse. Dabei werden die Mitreisenden zu spannenden Objekten der Spekulation: ein Baron, der andere bestiehlt, ein todkranker Millionär, eine Artistentruppe mit einem fragwürdigen Wahrsager, in den sich Michaels Kusine Emily verliebt, die ebenfalls an Bord ist. Nicht zuletzt sind sie fasziniert von einem Schwerverbrecher, der jeden Tag aus seiner Zelle zum Rundgang hinausgeführt wird. Noch Jahrzehnte später lassen den inzwischen erwachsenen Michael die ungeklärten und geheimnisumwitterten Geschehnisse nicht los. Ondaatjes Buch ist ein Gleichnis für das wahre, wilde Leben: mit dramatischen Szenen, unvergesslichen Figuren und Bildern, die im Gedächtnis haften bleiben.

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