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Wie wertvoll bin ich?

 Mangelndes Selbstvertrauen und Selbstliebe beeinflusst unser Verhalten und unser Gefühlsleben negativ. Die Frage, wie man ein schlechtes Selbstwertgefühl steigern kann, beschäftigt deshalb seit langem viele Forscher und Psychologen. Die Antwort darauf ist nicht einfach.

Kaum eine Nachricht hat die Deutschen im Frühjahr 2015 derart erschüttert und zutiefst bewegt, wie der Absturz des Germanwings Airbus´ in Südfrankreich in den Rhone-Alpen. Der Pilot Andreas Lubitz hatte auf den Flug von Barcelona nach Düsseldorf den Absturz der Maschine bewusst herbeigeführt und sich selbst, die Flugbesatzung und 150 Passagiere in den Tod gerissen. Später fand man heraus, dass er an einer schweren Depression litt und er befürchtet hatte, schon in Kürze seinen Beruf als Pilot nicht mehr ausüben zu können. Was bringt einen jungen Mann zu einer derartigen Tat? Ein zu geringes Selbstwertgefühl könnte möglicherweise ein zentrales Motiv und auch eine wesentliche Ursache seiner Depression gewesen sein.

Was ist Selbstwert und Selbstvertrauen?

Für die Psychotherapeutin Friederike Potreck-Rose ist Selbstwert der Wert, den eine Person sich selber zuschreibt. Welchen Wert würden sich wohl die meisten Menschen auf einer Skala von 0 bis 10 geben? Potreck-Rose vermutet, dass die meisten Menschen ihren Selbstwert eher für zu klein als zu groß halten. Und auch Glücksforscherin Bea Engelmann berichtet aus ihrer Praxis: „Leider haben viele die Neigung, sich herabzusetzen und ein recht schlechtes Bild von sich“. Um Selbstvertrauen und auch Mut zum selbstbestimmten Leben zu entwickeln, ist jedoch das genaue Gegenteil richtig und hilfreich. „Grundsätzlich tut eine leichte Selbstüberschätzung gut“, ist die Bremerin überzeugt. Doch ganz so einfach ist es nicht, wie die neuere Forschung zum Thema Selbstvertrauen zeigt. Diese belegt, dass ein allzu hoher Selbstwert durchaus mit Problemen behaftet sein kann und oft negative Auswirkungen zeigt. „Diese Menschen wirken oftmals arrogant, meinen Privilegien zu verdienen und bleiben deshalb hinter ihrem Leistungsvermögen zurück“, erklärt Robert Haringsma; Begründer des Amsterdamer Instituts für Positive Psychologie. Das eigene Umfeld hat dafür meist wenig Verständnis. Es sei deshalb problematisch, wenn ein großes Selbstwertgefühl dazu führt, dass man hinter seinen eigenen Möglichkeiten zurückbleibt, schreibt Haringsma in seinem Buch „Stärken Sie Ihr Selbstvertrauen“. Unter psychologischem Gesichtspunkt gebe es genug Belege für die Ansicht, dass man glücklicher wird, wenn man gefordert wird und sich entwickeln kann. Man werde sich, so schlussfolgert Haringsma, wohler fühlen, wenn man gute Leistung bringt. Es reicht offenbar also nicht aus, von sich ein nur positives Selbstbild zu haben.

Nicht den Selbstwert auf eine Karte setzen!

Genauso problematisch ist es allerdings, seinen Selbstwert ausschließlich von einer Kompetenz abhängig zu machen. Das hat eine neuere Studie der amerikanischen Psychologinnen Jennifer Crocker und Lora Park gezeigt. Sie ergab, dass bessere Leistungen nicht zwangsläufig eine Stärkung des Selbstvertrauens bewirkten. Zuvor hatten sie Menschen untersucht, die ihr Selbstvertrauen hauptsächlich auf ihre Erfolge und ihre Leistung stützten. Sie fanden heraus, dass das Selbstwertgefühl bei den Probanden nur dann so lange hoch war, solange sie genug leisteten. Sobald dies nicht mehr der Fall war und im Leben etwas schiefging, schwand dieses Gefühl rasend schnell dahin. So schnell, dass sich Depressionen und eine Vielzahl anderer Probleme einstellen konnten.

Allem Anschein nach hatte der Beruf für Andreas Lubitz eine herausragende Bedeutung und hohen Stellenwert. Sein Selbstwertgefühl hing stark von seiner Fähigkeit ab, ein Flugzeug fliegen zu können. Als der Pilot befürchtete, dass man ihm die Fluglizenz entziehen könnte, brach für ihn seine Welt zusammen. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals einen anderen Beruf zu erlernen und auszuüben. Kompetenz, die Fähigkeit auf einem Gebiet überragend oder sehr gut zu sein, ist somit kein Garant für ein gesundes Selbstwert. „Bei Menschen, die ihre Kompetenzen gut entwickelt haben, wirkt es manchmal so, als hätten sie viel Selbstvertrauen. Sie strahlen Autorität aus und nötigen anderen durch ihr entschiedenes und resolutes Auftreten Respekt ab. Diese Ausstrahlung muss jedoch nicht unbedingt widerspiegeln, was sich in ihrem Inneren abspielt. Denn gerade sie können tief in ihrem Inneren sehr unsicher sein“ erklärt Haringsma. Häufig haben sie zwar großes Vertrauen in ihre Kompetenz, aber es mangelt ihnen an Selbstwertgefühl. Besonders Menschen, die zu Perfektionismus neigen, sind einerseits sehr leistungsstark andererseits fehlt es ihnen häufig an Eigenliebe und Selbstachtung.

Dasein ist köstlich, wenn wir selbstbestimmt leben können. Voraussetzung ist optimales Selbstvertrauen.

Für die Selbst-Bewertung sollten daher bestenfalls viele verschiedene Lebensbereiche eine Rolle spielen. Neben der Leistung im Beruf können soziale Kompetenz, gute Beziehungen zur Familie, zum Partner und Freundschaften, aber auch das Aussehen den Selbstwert positiv beeinflussen. Moralische und spirituelle Werte, für die man sich in Politik, in einem Verein oder in seinem Umfeld einsetzt, geben dem Leben oftmals nicht nur einen tieferen Sinn, sondern steigern auch den Selbstwert. Klar ist, dass das Selbstwertgefühl weniger gefährdet und somit stabiler ist, wenn es aus mehreren Quellen gespeist wird. Wer beispielsweise eine glückliche Partnerschaft führt oder gute Beziehungen zu seinen Mitmenschen unterhält, wird eine Kündigung leichter verkraften als der ehrgeizige Karrierist, der engen Beziehungen wenig Bedeutung beimisst. Umgekehrt wird eine Frau eine Trennung vom Partner vermutlich leichter verkraften, wenn sie in ihrem Beruf weiterhin Bestätigung erfährt und von ihren Kollegen geschätzt wird. Robert Haringsma schlussfolgert daher: „Selbstvertrauen kann nur stabil und stark sein, wenn sich Selbstwert und Kompetenzen im Gleichgewicht befinden“. Diesen Zustand bezeichnet der Vertreter der Positiven Psychologie als das optimale Selbstvertrauen. Ein solcher Mensch verkraftet sowohl Niederlagen und Rückschläge als auch Kritik besser. Denn eine Kritik an seinen eigenen Fähigkeiten wird er nicht mehr als Kritik an der eigenen Person empfinden, sondern als wertvolles Feedback wertschätzen. Auch den Mut, mal neue Wege zu beschreiten, bringt ein Mensch, der über optimales Selbstvertrauen verfügt, leichter auf. Wer danach strebt, hat tatsächlich alle Chancen ein besseres und selbstbestimmteres Leben zu führen.

erschienen in: www.psychologiebuch.de/main/blog/adventskalender2/

Wie die Seele den Rücken stärkt

In den seltensten Fällen haben Rückenschmerzen eine anatomische Ursache. Fast immer sind sie ein Hilferuf der Seele, ausgelöst durch Ängste, Stress und psychische Belastungen. Wir sagen, wie die Schmerzen entstehen und wie sie Ihrem Rücken und Ihrer Seele selber helfen können.

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 Wir hocken stundenlang regungslos auf dem Bürostuhl und starren hochkonzentriert und bewegungslos auf den Monitor. Auch beim Essen, Zeitungslesen oder Fernsehgucken sitzen wir ständig. Dass unsere Lebensweise nicht besonders artgerecht ist, zeigt sich vor allem an der großen Zahl der Menschen, die unter Rückenschmerzen und Wirbelsäulenbeschwerden leiden – der häufigste Grund für Frühinvalidität und vorzeitigen Ruhestand. „Unsere Lebensweise ist rückenzerstörend“, konstatiert der Münchner Orthopäde Dr. Martin Marianowicz in seinem Buch „Den Rücken selbst heilen“. Es besteht kein Zweifel daran, dass Rückenbeschwerden aufgrund einer zu schwachen Muskulatur entstehen. Der Rücken wird getragen und gestützt von einem Korsett, zu dem nicht nur die Muskeln des Rückens zählen, sondern auch die des Bauches. Damit dieses Korsett seine Arbeit machen kann, muss es stark sein. Und deshalb, müssen die Rücken- und Bauchmuskeln regelmäßig gekräftigt und gedehnt werden.

Ein schwaches Korsett ist aber nicht der alleinige Grund für Rückenschmerzen. Neueste medizinische und wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Rückenschmerzen oftmals ein Hilferuf der Seele sind. „Der Schmerz bringt zum Ausdruck, inwiefern eine Lebenssituation und das eigene Verhalten dazu beitragen, den Rücken zu überlasten, und zwar in körperlicher wie auch seelischer Hinsicht“, erklärt Marianowicz. Wer seine Rückenleiden lindern möchte, kommt deshalb kaum daran vorbei, sich auch mit dem Befinden seiner Seele zu befassen.

„Kopf und Körper, sind über die Wirbelsäule und das Rückenmark miteinander verbunden“.

Es gibt vieles, was die Seele belasten kann. Stress im Job oder in der Familie drückt nachweislich aufs Kreuz, wenn man nicht für ausreichende Erholung und Entspannung sorgt. Beständiger Druck, Sorgen oder seelische Überlastung können ebenfalls Stress verursachen und die Schmerzwahrnehmung deutlich verstärken. Stress ist ein evolutionäres Warnsignal für den Körper, bei dem das Nervensystem unseres Körpers förmlich mit Stresshormonen überflutet wird. Die Bindegewebshüllen der Muskeln, die so genannten Faszien, beherbergen Millionen Nervenzellen und leiten die Sinneseindrücke in rasender Schnelligkeit weiter. Deshalb können unsere Muskeln bei Gefahr blitzschnell reagieren und können wir im Bruchteil von Sekunden komplexe Bewegungen ausführen.

Unsere Muskeln sind ein großes Wahrnehmungsorgan

Wenn man immer wieder Stress und starke Emotionen erlebt, aber nicht wie in Urzeiten mit Flucht und Angriff reagieren kann, sondern die Situation einfach erträgt und erduldet, verkrampfen die Muskeln und in der Folge kommt es zu Verspannungen und starken Schmerzen im Muskelgewebe. „Beziehungs- und sozialer Stress kriechen unter die Haut, nehmen in den Muskeln Gestalt an und beladen den Rücken, bis er unter den Lasten zusammen bricht“, erklären die Rückenspezialisten Reiner und Kurt Mosetter in ihrem Buch „Wie der Rücken die Seele und die Seele den Rücken heilt“. So gesehen hängen körperliche und seelische Verspannung eng miteinander zusammen. Erst jetzt beginnt die Wissenschaft zu erforschen und besser zu verstehen, welch außerordentlich wichtiges Sinnesorgan unsere Muskulatur ist. Seelische Belastungen hinterlassen in den Nervenzellen unserer Muskeln Spuren und können unsere Körperabläufe schwer stören, sogar nachhaltig. Denn die Erinnerungsspuren des Erlebnisses oder traumatischen Belastung kann man nicht einfach mal eben löschen. Unsere Muskeln haben ein unglaublich gutes und lebhaftes Gedächtnis. Das heißt, die Muskeln bleiben weiterhin angespannt, obwohl der enorme Arbeits-und Leistungsdruck aufgehört hat. Wer sich mit den seelischen Ursachen nicht auseinandersetzt, wird wahrscheinlich weiterhin Rückenschmerzen haben, obwohl er mittlerweile wieder in Lohn und Brot steht und finanziell vielleicht sogar gut abgesichert ist. Die Spannung bleibt und die befeuert wiederum die Angst. (…)

erschienen in bewusster leben; Ausgabe 05/15

Die Seelentaucher

Viele Menschen lehnen die Hypnose als Therapie ab. Sie haben Angst vor dem Kontrollverlust. Zu Unrecht, denn wer hypnotisiert ist, ist nicht bewusstlos. Die moderne klinische Hypnotherapie wendet seriöse Methoden an und erzielt damit durchaus Heilerfolge.

Bis heute wird mit der Fähigkeit der Hypnose viel Scharlatanerie betrieben. So kann man in Fernsehshows sehen, wie Magier Menschen in nur wenigen Minuten von einer Schlangen- oder Spinnenphobie heilen. Dazu wird der Proband nur kurz in Trance versetzt, indem man ein Pendel vor seinen Augen hin und her schwingen lässt. Der Hypnotiseur gibt nun klare Handlungsanweisungen: „Fass die Spinne an“ oder erklärt mit klarer autoritärer Stimme: „Du hast keine Angst mehr vor Spinnen“. „Um ihre scheinbare absolute Macht zu demonstrieren, wecken Bühnenhypnotiseure ihre Opfer in der Regel mit einem Fingerschnipsen blitzschnell wieder auf. Oft mit fatalen Folgen. Denn „Showhypnotiseure können traumatisierende Emotionen in ihren Opfern mobilisieren, wissen aber mit dem, was sie in den Opfern ausgelöst haben, nicht umzugehen“, warnt die Deutsche Gesellschaft für Hypnose- und Hypnotherapie e.V. (DGH). Viele Menschen verbinden Hypnose bis heute mit Macht über willenlose Menschen. Auch aus diesem Grund ist es ein primäres Anliegen der DGH sich von diesen Laienhypnotiseuren abzugrenzen und die Hypnose als Instrument der Forschung und der Therapie respektabel zu machen sowie das Interesse an der „seriösen“ experimentellen und klinischen Hypnose in Deutschland zu fördern.

Was Skeptiker und Kritiker der Hypnose beruhigen mag: Gegen den eigenen Willen kann man nicht hypnotisiert werden. Zufolge großer Vergleichsstudien sind etwa 10 Prozent aller Menschen sehr gut hypnotisierbar. Das sind nicht etwa besonders Leichtgläubige, sondern vor allem Leute, die über eine lebhafte Vorstellungskraft verfügen. Ebenso viele sprechen nur schwer oder gar nicht auf Hypnose an, die meisten aber liegen im Mittelmaß – und das reicht für eine Behandlung aus. Im Prinzip ist jeder hypnotisierbar, der auch schlafen kann. Das Einzige, was einen Menschen daran hindern kann, in Trance zu verfallen, ist der eigene Wille, und die Angst vor dem Zustand der Trance.

Bei vielen körperlichen Erkrankungen, die durch psychische und soziale Faktoren bedingt sind, ist die Hypnotherapie als Behandlungsmethode längst anerkannt. Der von der deutschen Bundesregierung eingerichtete Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie kam zu dem Schluss, dass Erfolge in zwei Bereichen nachgewiesen seien: Zum einen hilft diese Methode beim Drogenentzug und bei Nikotinsucht, zum anderen erleichtert es die Bewältigung von Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Überraschend sind auch die Erfolge bei narkoseresistenten Patienten, bei denen mithilfe der Hypnose kleinere Operationen und Eingriffe, wie Zahnbehandlungen oder Magenspiegelungen durchgeführt werden können.

Was ist Hypnose überhaupt für ein Zustand?

Der Begriff Hypnose leitet sich zwar etymologisch vom Griechischen Wort Hypnos ab, was soviel wie Schlaf bedeutet. Doch man ist während einer Hypnose nicht total bewusstlos. „Vielmehr befindet man sich in einem dritten Zustand, irgendwo zwischen Schlaf und wachen Bewusstsein, kurz vor dem Einschlafen oder dem Aufwachen. Die letzten Bilder vom Traum laufen noch, wir hören aber schon die ersten Geräusche“. Der Körper fühlt sich angenehm schwer und entspannt an, dabei kann man jedoch noch Geräusche aus der Umgebung wahrnehmen. In diesem besonderen Zustand der tiefen Entspannung kann der Körper neue Kraft tanken und Lösungsmöglichkeiten finden“, erklärt Carmen Büge, Heilpraktikerin und Hypnotherapeutin aus Karlsruhe. Die Angst, man würde unter Hypnose alles Mögliche erzählen und ausplaudern, sei deshalb unberechtigt, so Büge. Normalerweise führe der Therapeut mit seiner Stimme durch die Hypnose, der Patient höre entspannt zu. Im Gegensatz zu einem Schlafenden kann das Hirn eines Hypnotisierten auf unbewusste Weise aktiv den Bewegungsbefehlen, Vorschlägen und Anweisungen des Hypnotiseurs folgen. Da das Bewusstsein und seine kognitiven Kontrollmechanismen in dieser Zeit jedoch reduziert sind, kann der Hypnosetherapeut problemlos mit dem Unterbewusstsein des Patienten kommunizieren. Dort sind all unsere Erinnerungen, Konflikte, Gewohnheiten, Schmerzen, Wünsche, Ängste und vieles mehr verborgen.

Im Zustand der Trance ist der Patient besonders offen für Suggestionen und positive Vorstellungen. Ob es sich nun um Bilder oder Klänge handelt, unter Hypnose erleben die meisten Menschen diese nicht als bloße Vorstellung sondern als reales Geschehen. Somit kann eine alternative Wirklichkeit konstruiert werden, ohne dass das Bewusstsein ständig dazwischen „funkt“.

„Das Unterbewusstsein irrt und lügt nicht“

Die moderne Hypnotherapie betont in der Regel die Individualität jedes einzelnen Patienten. Sie strebt ein Patientenverhältnis auf Augenhöhe an. Das bedeutet, dass eine Hypnose nicht nach Schema F durchgeführt werden kann, sondern für jeden einzelnen Patienten der richtige Zugang und die passende Techniken gefunden werden müssen. Diesen neuen Ansatz entwickelte Milton Erickson (1901 bis 1980), der als Vater der modernen Hypnose gilt. Letztlich ist es ihm zu verdanken, dass Hypnose in der Psychotherapie wieder mehr zum Einsatz kam und sich die Einstellung gegenüber der Hypnose wandelte. Im Gegensatz zu dem früheren autoritären oder direktiven Stil, der bis in die 50er und 60er Jahre vorherrschend war, wollte der amerikanische Psychiater Erickson mit seinen Methoden, die begrenzte Fähigkeit des Bewusstseins erweitern, in dem er seine starren Denk-Strukturen lockerte: Zugleich wollte er das Unterbewusstsein anregen, selbst neue Lösungen zu finden. Letztlich ging es ihm darum, neue Ressourcen zur Selbstheilung zu erschließen, aber auch bereits vorhandene Ressourcen verstärkt zu nutzen. Ein kluger moderner Hypnotiseur überlässt dem Patienten die Interpretation der Geschichte und welche Bedeutung er der Suggestion gibt. Schließlich soll dieser selber das Problem der Geschichte, die er erzählt bekommt, erkennen und eine eigene Lösung finden. Auch Carmen Büge ist von der Methodik Ericksons überzeugt und meint „Nur wenn der Mensch die Lösung selbst findet, wird er auch danach handeln“.

 

Autorin: Inge Behrens

Raus aus dem Tief: Depression überwinden

Ein depressiver Mensch ist nicht nur hin und wieder traurig oder ab und zu verzweifelt. Das sind Gefühle, die sind normal und gehören zum Menschsein. Es ist ganz normal, wenn man sich schlecht und verzweifelt fühlt und die Stimmung schwankt. „Wer unglücklich in der Liebe ist oder unzufrieden im Beruf und wer vor schwierigen Entscheidungen steht, dreht sich häufig im Kreis, ist gefangen, bedrückt und mag sich an nichts freuen, deswegen ist er aber noch nicht depressiv“, meint Giger-Bütler Diese Zustände seien emotionale Verstimmungen und es gäbe viele Bezeichnungen, um die verschiedenen negativen Gefühlszustände zu benennen. Wenn jemand traurig, niedergeschlagen oder bedrückt, heißt das noch lange nicht, dass jemand depressiv ist. Man sollte deshalb den Überbegriff und das Etikett „Depressiv“ mit Vorsicht verwenden.

Aufgrund seiner langjährigen therapeutischen Erfahrung hat J. Giger-Bütler seine Auffassung von Depression gebildet. „Menschen sind depressiv, die ihr Leben lang geleitet sind, das zu machen, was andere von ihnen erwarten, die immer auf die anderen ausgerichtet sind, die sich zurückstellen, sich übergehen, sich nicht spüren und ernst nehmen, die ständig im Gefühl leben, etwas machen zu müssen (…) Entscheidend für die Depression sind daher Gefühle sich immer nur verpflichtet zu fühlen, nie frei zu sein, immer fremdgesteuert und nie selber entscheiden zu können. Es fehlt diesen Menschen das Grundvertrauen in sich und das Leben, ebenso der feste Boden und der sichere Halt in dieser Welt. Sie fühlen sich heimatlos, überfordert und permanent erschöpft…

 

Ich, ich immer nur ich

Narzissten beuten andere schamlos aus, sind rücksichtslos und kennen weder Skrupel noch zeigen sie Reue. Wird unsere Gesellschaft tatsächlich immer narzisstischer? Und falls ja, wie kann man sich wappnen?

Jeder Mensch benimmt sich mal daneben, verhält sich egoistisch oder nicht gerade mitfühlend. Man kann nun mal nicht immer sittsam, bescheiden und rein wie das Veilchen im Moose sein. Solange man bestimmte Regeln und Werte beachtet, zeugt es von gesundem Selbstbewusstsein, wenn man seine eigenen Interessen vertreten kann. In unserer Gesellschaft scheint es jedoch immer mehr Menschen zu geben, die sich rücksichtslos und ausbeuterisch verhalten. Immer öfter hört man Menschen sagen; „Der ist ein totaler Narzisst“. Sind wir tatsächlich auf dem Weg in eine narzisstische Gesellschaft?, wie es einige Soziologen und Psychologen befürchten. Eine amerikanische Studie der Staatlichen Universität Ohio hatte schon im Jahr 2006 ergeben, dass mehr Studenten narzisstische Verhaltensweisen zeigten als früher. Die Psychologin Jean Twenge hatte regelmäßig zehntausende Studenten getestet, um deren Grad der Selbstverliebtheit zu ermitteln. 1985 hatte jeder Siebte erhöhte Werte, 2006 war es schon jeder Vierte. Ein Phänomen, das Psychologen nicht nur in den USA, sondern überall in der westlichen marktwirtschaftlich geprägten Hemisphäre beobachten. Der Psychotherapeut Fritz Wandel ist ebenfalls davon überzeugt, dass immer mehr Deutsche an der Ich-Sucht litten und dass Narzissmus durch unser wirtschaftliches und soziales politisches System gefördert werde. „Da sich immer weniger Menschen an die alten christlichen und sozialen Werte gebunden fühlen, prägt sich der Sozialcharakter des Narzissten stärker aus“, so Wandel. Narzissmus sei ein Erfolgsrezept, so Wandel. Wer ohne Rücksicht auf Verluste seine Interessen durchzusetzen versteht, wird in unserer Ellbogengesellschaft oftmals noch belohnt (…)

veröffentlicht auf: www.psychologiebuch.de

„Lebe mutig und neugierig“

Die Münchner Philosophin Rebekka gibt in ihrem neuen Buch „Würde Platon Prada tragen?“ Einblicke in die alltäglichen seelischen Nöte der modernen Überfrau

Wer ein oder gar mehrere Probleme mit anderen, mit der Welt und mit sich hat, dreht sich oftmals grübelnd und ratlos im Kreise. Er weiß oder erkennt „Guter Rat ist teuer“, zumindest, wenn er irgendwann reu- oder demütig den Gang zum Psychotherapeuten antritt. Doch dem muss nicht immer so sein. Denn auch Philosophen, wie Epikur (über das Glück), Marc Aurel oder Nietzsche haben sich seit jeher mit den Ängsten, menschlichen Unvollkommenheiten und Schwächen auseinandergesetzt und ungefragt und kostenfrei sich zu Fragen der Lebenskunst geäußert. Auch die Philosophin Rebekka Reinhard folgt dieser Tradition und gibt zum dritten Mal in Folge in Buchform ihre Lebenseinsichten und -erkenntnisse preis, die sie als philosophische Beraterin in eigener Praxis in München gewinnt. Nach ihren ersten zwei Büchern die „Sinn-Diät“ sowie „Odysseus oder die Kunst des Irrens“ erscheint nun das hübsche 130 Seiten umfassende Bändchen „Würde Platon Prada tragen?“ –  ein vergnügliches Wortmachwerk, das man am besten als zuverlässige Ratgeberquelle stets in der Tasche bei sich trägt oder zuhause an einer häufig heimgesuchten Stelle platziert. Mit seinen über 50 ein- bis zweiseitigen Kolumnen bietet die 38 Jahre junge moderne Münchner Philosophin Unterhaltung auf hohem Niveau. Auf leichtfüßige Weise lässt sich die Autorin Reinhard sowohl über Tugenden als auch über allerlei alltägliche Frauen- oder Gesellschaftsthemen aus. Kurz und bündig, ja oft einsilbig sind sie tituliert. „Stil“,  „Neid“,  „Schuhe“ „Schönheit“ und „Mode“ „Eitelkeit“ oder „Staunen“ lauten etwa die Überschriften. Als Auftakt ist den Titeln ein locker und heiter klingendes „Apropos“ vorangestellt. Denn lässig lebt´s sich viel besser. Und mit Selbstdistanz eben auch! Augenzwinkernd und versöhnlich, eher mit- als besserwisserisch hält Reinhard der wohlstandsverwöhnten und -geplagten Frau einen Spiegel vor, indem sie ihren übertriebenen Perfektionismus und  ihre verdrehte Denkweise und Einstellung am Beispiel alltäglicher Szenen aufzeigt. Das zentrale Motiv, so Reinhard, sei die moderne Überfrau: ihr Kontrollbedürfnis, ihr Hang zum Vergleichen, ihr ewiges Ringen um Selbstwertgefühl – all dies sind Themen dieser fein geschliffenen schriftstellerischen Texte. Doch auch wenn jede Kolumne elegant und leicht verpackt daher kommt, ihr Inhalt wiegt schwerer als es auf den ersten Blick scheint. Sie wirken langsam, nach und nach. Grund dafür ist der jeweilige Aphorismus eines großen Philosophen, in denen die Beobachtungen und Betrachtungen der Münchner Philosophin stets gipfeln. bewusster leben traf die quirlige Lebenskünstlerin und philosophische Beraterin standesgemäß im Literaturhaus Oskar Maria in München und führte mit der klugen Schönen ein spannendes und nachhaltig bewegendes Gespräch über Narzissmus und Selbstverliebtheit und wie man dennoch auch heute Ethik entwickeln kann.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, philosophische Kolumnen zu schreiben?

Rebekka Reinhard Ich finde es interessant, im Alltag Beobachtungen anzustellen und die kleinen psychologischen Dynamiken darin zu erkennen und darüber zu schreiben. Neben der Arbeit in meiner eigenen Praxis bin ich auch noch im klinischen Bereich tätig, wo ich regelmäßig mit Depressions- und Krebspatienten spreche – das schärft natürlich die Wahrnehmung. Den Lesern meiner Texte möchte ich helfen, eine liebvolle kritische Distanz zur Familie, den Kindern, der Mutter, dem Partner, den Freundinnen – und vor allem auch zu sich selbst herzustellen.

Und warum haben Sie als Textform die Kolumne gewählt? Das ist ja nicht unbedingt eine adäquate philosophische Form.

Rebekka Reinhard: Ich bin eine Freundin der kurzen angelsächsischen Form, die tiefschürfendes Gedankengut und Unterhaltung kombiniert. Bei uns in Deutschland hingegen wird Literatur oder Wissenschaft entweder als high oder low bewertet. Doch das ist Unsinn. Eines meiner weiteren literarischen Vorbilder ist der französische Schriftsteller La Rochefoucauld, der in Frankreich für seine kleinen aphoristischen Texte bekannt ist und die feine Gesellschaft des 17ten Jahrhunderts karikiert hat.

Und Sie karikieren die moderne Überfrau unserer Gesellschaft? Ist sie denn so lächerlich?

Rebekka Reinhard: Durchaus nicht. Sie ist nur allzu menschlich! Fast jede Frau, die heute mitten im Leben steht, die den Erwartungen ihres Umfelds und ihren eigenen Ansprüchen zu gleichen Teilen gerecht zu werden versucht, stellt ja irgendwie eine solche Überfrau dar. Problematisch wird es dann, wenn das ‚Überfrau-Syndrom‘ ein Zuviel an Eitelkeit und Selbstverliebtheit mit sich bringt – typische Erscheinungen und Folgen der metaphysischen Obdachlosigkeit unserer Zeit.

Was verstehen Sie denn unter metaphysischer Obdachlosigkeit?

Rebekka Reinhard:  An Gott glauben wir nicht mehr, also suchen wir den Sinn in der Vergötterung unseres Selbst. Diese Form der Ego-Zentrierung ist aber leider ein sicherer Weg, um völlig beziehungslos zu werden.

Was würden Sie einem spirituell orientierungslosen selbstverliebten Menschen raten?

Rebekka Reinhard: „Lebe mutig und neugierig“, ist eine meiner Botschaften. Auch ist es erstrebenswert, nicht den Konventionen zu folgen, sondern vom Urteil anderer wegzukommen und Souveränität anzustreben, ohne seine Mitmenschlichkeit zu verlieren. Dafür ist es wichtig, einen Ethos zu entwickeln, eine gleichmäßige innere Haltung, die von äußeren Umständen relativ unabhängig ist. Für die alten Griechen war ein solcher Ethos der sicherste Weg zu einem erfüllten, sinnvollen Leben. Mich fasziniert auch die griechische Idee, das ganze Leben als Kunstwerk zu sehen, das man selbst gestaltet.

Was ist für Sie ein gelungenes Leben?

Rebekka Reinhard: Ein Leben, das Liebe gibt, weil man Liebe schenkt! Und wenn es einem gelingt, das Leben ein wenig weiser zu verlassen, als man es betreten hat…

Wenn Frauenherzen brechen

Herzerkrankungen werden bei Frauen oft nicht erkannt. Denn das weibliche Herz stellt die Medizin vor viele Rätsel. Es tickt und leidet anders als das Männerherz – und kann bei seelischem Schmerz tatsächlich brechen.

Viele Frauen meinen auch heute noch, dass Herzinfarkt reine Männersache sei. Ein Irrglaube. Wie die aktuellen Zahlen der deutschen Herzstiftung belegen, sterben Frauen inzwischen sogar häufiger an Herzerkrankungen als Männer. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Frauen haben bedauerlicherweise die schlechten, sprich gesundheitsschädigenden Gewohnheiten der Männer übernommen. Sie rauchen, ernähren sich ungesund, und bewegen sich viel zu wenig. Die Folge sind Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte, die in der Folge zu Kalkablagerungen und somit zu einer Verengung der Herzkranzgefäße führen. Aufgrund der chronischen Doppelbelastung in Beruf und Familie sind sie häufig besonders gestresst; diese psychosozialen Faktoren treiben wiederum den Blutdruck in die Höhe und führen zu einem ungesunden Lebensstil. All diese Risikofaktoren wirken sich auf das Frauenherz weitaus fataler als bei Männern aus. Vor allem Nikotin ist pures Gift für das weibliche Herz. Wenn Raucherinnen auch noch die Antibabypille nehmen, erleiden sie immer öfter schon im mittleren Alter zwischen 40 und 50 Jahren einen Infarkt, obwohl sie eigentlich bis zu den Wechseljahren durch das Hormon „Östrogen“ gut vor einer Verengung der Herzkranzgefäße, sprich vor einer koronaren Herzkrankheit (KHK) geschützt sind. Nach den Wechseljahren nimmt das Herzinfarktrisiko bei Frauen rasant zu. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen ab Mitte Fünfzig auf ihren Blutdruck achten, weil dieser nach der Menopause sehr schnell ansteigen kann.

Frauen spielen Beschwerden herunter

Obwohl in den letzten 30 Jahren die Zahl der Frauen, die an einem Herzleiden erkranken, angestiegen ist, wiegen sich die meisten Frauen in trügerischer Sicherheit. Tatsächlich scheinen die meisten schlichtweg nicht damit zu rechnen. Weitaus mehr fürchten sie sich davor, Krebs, insbesondere Brustkrebs zu bekommen. Dabei sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nicht aber Krebs bei deutschen Frauen die führende Todesursache ….

Das gebrochene Herz gibt es wirklich, aber fast nur bei Frauen

Großer seelischer Stress und Kummer können den Frauenherzen stärker zusetzen als Männern. Japanische Mediziner beobachteten schon vor rund zwanzig Jahren ein Leiden, das vorwiegend bei Frauen im Alter von 65 bis 75 Jahren auftritt. In der westlichen Medizin ist es als „Broken-Heart-Syndrom“ bekannt. Die Symptome ähneln einem Herzinfarkt und treten meist nach sehr einschneidenden emotionalen Belastungen auf, etwa nach einer Trennung, Kontaktabbruch oder dem Tod eines geliebten Menschen. Auch die Mitteilung, selber an einer schweren unheilbaren Erkrankung zu leiden, kann Symptome hervorrufen, die einem Scheininfarkt gleichen, aber nicht weniger dramatisch wie ein echter verläuft. Nach dem Schock werden Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt und lösen eine Herzmuskelversteifung aus. Der gelähmte Muskel pumpt kaum noch und bläht sich an der Spitze wie ein Ballon auf. Das Herz verformt sich regelrecht. Die gute Nachricht: Im Unterschied zum Herzinfarkt funktioniert die Herzdurchblutung, so dass in den meisten Fällen die Erkrankung nicht tödlich ist. Sie muss aber sofort intensivmedizinisch behandelt werden. „Derzeit gibt es keine klassischen Diagnostikkriterien, die das sogenannte „Broken Heart Syndrom“ klinisch beweisen“, erklärt der Internist Radjai. An der Medizinischen Hochschule Hannover arbeitet man jedoch an der Erstellung eines Bioparameters. Sofern es den Wissenschaftlern gelingt in ihren Versuchsreihen, den Biomarker „Mikro RNA“ nachzuweisen, muss als nächstes überprüft werden, wie valide und sensitiv dieser Marker ist. „Und das kann noch dauern, so Radjai.

Wie Frauen Ihr Herz schützen können

Mit einem gesunden Lebensstil kann man viel für seine Herzgesundheit tun. Optimal ist es, drei Mal in der Woche 30 Minuten Ausdauersport zu treiben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt sogar fünf Mal wöchentlich ein Herz-Kreislauftraining von jeweils einer halben Stunde. Puls und Atmung dürfen dabei soweit beschleunigt sein, dass man noch gerade sprechen kann. Sinnvoll ist es auch, den Salzkonsum zu reduzieren und nicht mehr als fünf Gramm täglich zu sich zu nehmen. Es empfiehlt sich, sein Geld frühzeitig in hochwertige frische Lebensmittel zu investieren anstatt in teure Nahrungsergänzungsmittel, so Radjai. Ein isoliert eingenommenes Vitamin oder Mineral kann niemals im Organismus dieselben komplexen Reaktionen im Körper auslösen wie der in einer frischen Paprika oder einem Apfel enthaltene Nährstoff-Cocktail. Zusätzlich kann man einer Arteriosklerose und hohen Cholesterinwerten mit dem Verzehr von Seefisch vorbeugen. Radjai empfiehlt zwei Mal wöchentlich Seefisch zu essen, da sich der Verzehr positiv auf den Fettstoffwechsel und somit auf die Blutfettwerte auswirkt. Auch kaltgepresstes Pflanzenöl, allen voran Olivenöl, wie überhaupt eine traditionell mediterrane Kost, wirken sich nachweislich positiv aufs Herz aus.

Kaliummangel kann Ursache von Herzrhythmusstörung sein

Sofern Frauen an einer Herzerkrankung leiden, rät die Deutsche Herzstiftung Betroffenen regelmäßig ihren Kalium- und Magnesiumspiegel kontrollieren zu lassen. „Denn zu niedrige Werte im Blut können Herzrhythmusstörungen auslösen, die den Herzmuskel je nach Vorerkrankung teilweise deutlich schwächen“, heißt es in einer Pressemitteilung der deutschen Herzstiftung. Allerdings rät der Verein auch davon ab, präventiv regelmäßig Kalium und Magnesium einzunehmen, wenn kein Mangel nachgewiesen wurde. Grundsätzlich sollten Kalium- und Magnesiumpräparate nur zum Einsatz kommen, wenn die Blutwerte auch tatsächlich Anlass dafür geben. Man kann also nicht mit der Einnahme von Kalium einer Herzerkrankung einfach vorbeugen. „Zu viel Kalium kann sogar schädlich sein“, so Radjai „deren Einnahme kann bei vorgeschädigten Nieren sogar zu Herzrhythmusstörungen führen“.

Deutsche Herzstiftung e.V. www.herzstiftung.de

Worauf Frauen für einen besseren Schutz vor Herzinfarkt besonders achten sollten, erläutert der neue Experten-Ratgeber der Deutschen Herzstiftung „Herz in Gefahr“. Sie können ihn unter www.herzstiftung.de/KHK-sonderband.html oder telefonisch unter 069 955128-400 anfordern.

 

Darm ohne Scham

Fast jeder vierte Deutsche leidet regelmäßig an Verdauungs- und Darmproblemen. Sanieren, reinigen oder die Darmflora aufbauen, raten viele. Doch was tut dem endlos langen Rohr wirklich gut?

Über den Darm, seine seltsamen Bekundungen und sonderbaren Ausscheidungen zu reden, ist den meisten Menschen einfach nur peinlich. Doch der Verdauungstrakt scheint viele Menschen insgeheim zu faszinieren. 700.000 Mal wanderte die Buchneuheit „Darm mit Charme“ über den Ladentisch. Für Giulia Enders, die junge Autorin des erfolgreichen Frühjahrstitels, ist der Darm ein völliges Ausnahme-Organ.

Geradezu mitreißend berichtet die 24-jährige von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in einer Sprache, die Medizin endlich mal greifbar macht. Unser „Verdauungsrohr“, wie sie den Darm salopp bezeichnet, bilde zum Beispiel nicht nur zwei Drittel des Immunsystems, sondern produziere auch mehr als 20 Hormone. Bis heute ist der Darm ein weitgehend unerforschtes Terrain und werde von der Forschung geradezu stiefmütterlich behandelt, beklagt Enders.

 

 

Der Darm gibt den Menschen bis heute Rätsel auf

Das ist in der Tat schwer zu verstehen, entscheidet doch kaum eine Organfunktion so spürbar über unser alltägliches Wohlbefinden wie der Darm, sprich unsere Verdauung. Und um die ist es des Öfteren nicht gut bestellt. Jeder vierte Deutsche leidet regelmäßig unter Verdauungs-beschwerden. „Häufig kann man keine organische Ursache finden, 20 bis 30 Prozent meiner Patienten, die wegen Darmbeschwerden kommen, haben nur funktionelle Beschwerden“, erklärt der Gastroenterologe Professor Dr. med. Roman Huber, Leiter des Unizentrums für Naturheilkunde der Universität Freiburg. In all diesen ungeklärten Fällen spricht die Medizin von Reizdarm-Syndrom, Colon irritable genannt. (…)

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Pilgern per Pedale

Wer nach einem neuen Sinn in seinem Leben sucht, begibt sich am besten auf eine Pilgertour, dachte die Journalistin  Inge Behrens. Sie berichtet über die Impressionen und Erlebnisse ihrer 150 Kilometer langen Radwallfahrt durch das Jura und über die Impulse ihrer inneren Wanderung.

Vor sechs Monaten ist mein Sohn ausgezogen. Ich fand seine Entscheidung richtig, schließlich lässt eine Mutter ihr Kind los, wenn sie es liebt. Diese Zäsur machte mir jedoch schwerer zu schaffen, als ich vermutet hatte. Die Struktur meines Alltags – ein Gerüst, das mir bislang Halt gegeben hatte – war wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen. Ohne all die täglichen Pflichten schien mir mit einem Mal mein Leben ohne Sinn zu sein. Zurückgeworfen auf mich selbst, fühlte ich mich mutterseelenallein. Um der Einsamkeit zu entfliehen, verabredete ich mich jeden Tag mit Freunden. Doch ständig unterwegs und auf Trab zu sein, zehrte nur an meinen Kräften. Und das Gefühl der Leere blieb. Offenbar machte es wenig Sinn, sich abzulenken oder sich mit Gesprächen zu betäuben. Um wieder in Kontakt mit mir zu kommen und meine inneren Impulse und Wünsche besser zu spüren, musste ich mal eine Zeitlang allein sein. Da die gleichmäßige Bewegung bekanntlich den Findungsprozess beschleunigt, beschloss ich für eine Woche auf Pilgertour zu gehen.

Pilgern heißt, den Weg der Sehnsucht zu gehen. Diese Sehnsucht zeigt mir, dass in mir etwas ist, das diese Welt übersteigt. Im Pilgern komme ich in Berührung mit meiner Sehnsucht. Sie ist die Spur, die Gott in mein Herz gegraben hat“, lautete ein Satz von Pater Anselm Grün, den ich mal gelesen hatte. Und genau diese Spur wollte ich in mir wiederfinden.

Allerdings wollte ich nicht zu Fuß gehen, sondern mit dem Rad, also per Pedale pilgern. Eine Bekannte hatte mir von einem neuen Radwanderweg berichtet, der die französische Stadt Belfort und das eidgenössische Städtchen Porrentruy verbindet und durch das sattgrüne und quellenreiche Juragebiet führt. Ziel meiner einwöchigen Radwandertour war die berühmte moderne Wallfahrtskirche „Notre-Dame du Haut“ in Ronchamp.

„Das Alleinsein stellt eine Art seelischen Gipsverband dar, in dem etwas heilt“.

Eine Woche vor Pfingsten stand ich mittags mit meiner neuen sportlichen Begleitung, dem Mountainbike, am Bahnhof in Belfort. Eine Freundin, die in Basel lebt, hatte es mir geliehen. Der Radwanderweg „Francovelosuisse“ war gut sichtbar mit der Nummer 64 ausgeschildert. Der erste Teil der neu ausgebauten Radstrecke führte durch flache weite Auen. Ich trat beständig und regelmäßig und glitt ohne große Anstrengung durch die Natur. Obwohl das Wetter nicht sehr gut war und die Sonne nur gelegentlich hervorkam, wirkten die frühlingsfrischen Farben der Natur, das Grün der Bäume und Wiesen, so intensiv auf mich, dass sie mir beinahe surreal erschienen. Meine Befürchtung, dass es mich langweilen würde, allein auf Tour zu sein, ließ ich mit jeder Umdrehung rasch hinter mir. Ganz im Gegenteil schien es mir mit einem Mal, dass man sich allein viel leichter auf das Erleben der Landschaft einlassen konnte. Wenn sich am Horizont bizarre Wolkenformationen bildeten, konnte ich sie in aller Ruhe betrachten. Es war schön zu beobachten, wie sie sich auseinander dehnten oder sich aneinander schmiegten und weiter zogen. „Wir schauen viel zu selten in die Wolken“, hatte mir mal eine hamburger Malerin gesagt. Und tatsächlich stellte ich fest, wie deren sinnlose Betrachtung meinen ruhelosen Geist beruhigte und meine traurige Seele erfreute…

Die ungeahnte Leichtigkeit des Seins

Möchten Sie auch manchmal völlig losgelöst von der Erde durch Raum und Zeit schweben? Dann sind Sie reif für Aerial Yoga.

Der Traum, sich vom schweren, niederdrückenden Dasein zu lösen, sich in die Lüfte aufzuschwingen, ist uralt. Eine griechische Sage erzählt, wie Ikarus sich Flügel aus Federn und Wachs baute, um damit zu fliegen. Sie verbrannten bekanntlich, als er der Sonne zu nah kam. Sein Befreiungsversuch von den diesseitigen, irdischen Zwängen scheiterte kläglich.

Längst können wir mit der Concorde in kurzer Zeit über den Atlantik fliegen. Der Erdanziehungskraft entkommen wir dennoch nicht. Eher schon wird die Sehnsucht nach Schwerelosigkeit beim Drachenfliegen oder Paragliding erfüllt. Unberechenbare Abwinde machen diese Sportart jedoch zu einem gefährlichen Abenteuer. Die meisten Menschen ziehen es deshalb vor, lieber auf den harten Boden der Tatsachen zu bleiben. Wer dennoch, ohne ein hohes Risiko eingehen zu müssen, die Leichtigkeit des Seins spüren möchte, dem bleibt deshalb nur die Möglichkeit, durch immerwährende Bewusstseinsarbeit und Meditation geistigen Ballast abzuwerfen. Der Körper allerdings profitiert davon weniger, auch wenn dadurch der Alterungsprozess zumindest etwas verzögert wird. Spätestens im mittleren Alter bekommt fast jeder die Auswirkungen der Schwerkraft zu spüren. Die Bandscheiben bereiten aufgrund der dauernden Komprimierung zunehmend Beschwerden und so manches Gelenk schmerzt aufgrund der Dauerbelastung. Erst seit Kurzem gibt es eine Möglichkeit, wie man all diese Beschwerden lindern und zugleich ohne Gefahr für Leib und Seele, losgelöst von der Erde im Hier und Jetzt schweben kann. Sie kommt aus der Welt des OM, heißt Aerial Yoga und ist im wahrsten Sinne ein Geschenk des Himmels.

Der große Traum vom Fliegen wird wahr

Dank eines riesigen trapezförmigen Tuches, das an zwei dicken, selbstverständlich tüv-geprüften Haken von der Decke baumelt, kann Yoga seit neuestem auch in der Luft praktiziert werden. Dabei schlingt man es sich mal um die Hüften, mal um die Schultern oder um die Füße. Geübtere können auch ihren Kopf hineinlegen und damit die ungeheure Last abgeben. Die Variations- und Spielmöglichkeiten sind schier unermesslich. Auch als Hängematte eignet sie sich vortrefflich. Man kann sich ins Tuch setzen oder sich gar ganz hineinlegen, den Vorhang vorziehen und dann sanft hin und herschaukeln lassen.

Das Tuch ist ein Traumpartner

Aerial Yoga ist ein bisschen wie Urlaub vom Alltag. Ganz egal welche Yoga-Haltung man einnimmt, das Tuch trägt das ganze oder zumindest einen Großteil unseres Körpergewichts. Aufgrund dieser Entlastung werden insbesondere Knochen und Gelenke geschont. „Das Tuch“ erklärt Dhanya Daniela Meggers, die im Meridian Spa in Hamburg Eppendorf den Kurs leitet, „fungiert als Partner“. Es trägt, stützt und entlastet den Körper bei der Durchführung aller Asanas. Ein wenig schwierig ist nur der Anfang, der Einstieg ins Tuch. Schließlich ist es auch noch früh am Morgen, und ich bin noch nicht ganz wach. Ich muss erst noch lernen, wie ich das Tuch richtig doppelt lege oder wie ich es greife, um mich in die richtige Position zu bringen. Wer das erst einmal verstanden hat, wird sich mit diesem Partner schnell anfreunden.

Die gesundheitlichen Effekte sind groß

„In spiritueller Hinsicht geht es in erster Linie beim Aerial Yoga darum, zu lernen, loszulassen und Vertrauen zu entwickeln“ erklärt Dhanya. „Der Kontrollverlust kann bei Anfängern durchaus Ängste, ja sogar Panik auslösen“, berichtet die ausgebildete Yoga- Lehrerin aus ihrer Praxis. Vor allem, wenn man in die Umkehrhaltungen geht, die einen großen Part ihres 90 minütigen Kurs-Programms einnehmen. Doch gerade diese Kopfüber-Stellungen sind besonders wohltuend für den Körper. Dabei werden die Bandscheiben entlastet und die Wirbelsäule gedehnt. Vor allem für Menschen, die unter Rückenbeschwerden leiden, sind diese Asanas besonders geeignet. Die tiefer liegenden Haltemuskeln werden gekräftigt und die inneren Organe massiert. Ein weiteres Plus: Wer fünf Minuten mit dem Kopf nach unten hängt, wird sich wundern, wie mental erfrischt er plötzlich ist. Während die Ausführung einer Stellung am Boden oft mühselig ist, fallen einem die Übungen mit dem Tuch viel leichter. Ohne Anstrengung, großen Kraftaufwand, fast mühelos gelangen die 15 Teilnehmerinnen in die jeweiligen Stellungen und führen sie mit spielerischer Leichtigkeit aus. Die Jüngste ist 20 Jahre alt, die älteste Mitte 60. Auffällig ist, dass die Übenden die verschiedenen Haltungen richtig genießen und vielleicht auch darum lange in einer Position verharren können. Ob bei der Grundasana „Ribs Hang“ oder beim „Hip Hang“, bei der man kopfüber wie ein Faultier nach unten hängt – der Spaßfaktor ist eindeutig höher als bei jeder anderen Yogaform. Innerer Widerstand regt sich nicht, konzentriert folgt jede Kursteilnehmerin Dhanyas wohl klingenden Anweisungen. Zwischendurch wird auch ein Mantra gesungen. Das „Om Shri Saraswatiye Namaha“, das Dhanya vorsingt, in das wir einstimmen und mit dem wir die Göttin der Kunst und Musik, die Fließende anbeten sollen, beginnt im Körper wie in einem Instrument zu resonieren. Das leichte Vibrato scheint tatsächlich den Bewegungsfluss zu fördern.Man schwingt vor und zurück oder im Kreis und gleitet einfach so dahin, von einer in die andere Stellung. Während wir uns wie ein Delphin im Wasser tummeln oder bei der Asana „Die Taube“ durch die Luft schweben, fordert Dhanya uns nicht nur einmal auf, die Weite des Raums zu nutzen. Man freut sich über die neue, wieder gewonnene Bewegungsfreiheit. Tatsächlich sollen diese dreidimensionalen Übungen nicht nur die Muskeln dehnen und stärken, sondern auch unser inneres Kind berühren, indem wir einfach mal so viel Platz wie möglich – und nicht wie nötig – beanspruchen.

 

Aerial Yoga spricht das innere Kind in uns an und weckt die Freude

Die 44-Jährige Yoga-Lehrerin Dhanya, – dieser Name bedeutet übrigens so viel wie „die Gesegnete“ – hatte immer schon davon geträumt, in den Asanas zu hängen. Als sie von dem neuen Anti-Gravity-Yoga las, das der amerikanische Akrobat Christopher Harrison entwickelt hatte, flog sie nach New York und ließ sich in einem anderen Institut zur Unnata Aerial Yoga Lehrerin ausbilden. Zurück in Deutschland stellte sie ein eigenes deutlich spiritueller betontes Programm zusammen. Seit einem Jahr nun bietet sie in ihrem Ananda Aerial Yoga Institut in Hamburg- Lokstedt Personal Training an. Als einzige Lehrerin bildet sie in Deutschland auch Trainer nach ihrem Konzept aus. Mittlerweile gibt es daneben bereits eine ganze Reihe anderer Studios in Deutschland, die sich auf Aerial- und Anti-Gravity-Yoga spezialisiert haben. Dabei basieren sie jeweils auf unterschiedlichen Yoga-Stilen. Aerial Yoga weckt die spielerische kindliche Lust und bringt Lebendigkeit und Spaß in den grauen Alltag. Außer Menschen, die unter Kniebeschwerden oder Bluthochdruck leiden, Probleme mit dem Augendruck haben oder schwanger sind, kann man es daher nur empfehlen; Yoga-Einsteigern ebenso wie den langjährigen Yoga-Praktizierenden. Vor allem Menschen, die wenig Unterstützung im Alltag erfahren und unter Dauerbelastung leiden, werden mit dem Tuch als Partner uneingeschränkt ihre helle Freude haben. Denn dieser erweist sich garantiert als zuverlässig und vertrauenswürdig. Die Beziehung mit ihm ist definitiv tragfähiger als so manche andere.

erschienen in „bewusster leben“